Montag, 10. Dezember 2018

Marie von Ebner-Eschenbach Erzählungen. Auswahlreihe des VdB (o. J.) und wird nur an Mitglieder abgegeben, der Druck erfolgte in Korpus Mainzer Fraktur durch die Buchdruckerei Herrosé & Ziemsen GmbH, Wittenberg (Bez. Halle)

Einer meiner aktuellen Lieblingsbücher ist das Buch Marie von Ebner-Eschenbach Erzählungen aus der Auswahlreihe des Verlag der Bücherfreunde Berlin (ohne Jahresangabe) und wird nur an Mitglieder abgegeben, der Druck erfolgte in Korpus Mainzer Fraktur durch die Buchdruckerei Herrosé & Ziemsen GmbH, Wittenberg (Bez. Halle). Es ist aus dem 19. Jahrhundert und zwischen 1857 und 1879 geschrieben worden, in Sifferlingschrift, wie sie bei uns regional heißt, zu deutsch auch Sütterlinschrift genannt, die von Ludwig Sütterlin, der zur gleichen Zeit wie die Autorin Marie von Ebner-Eschenbach gelebt hat, entwickelt wurde. Ich kann die Schrift ebenfalls neben der heute gängigen, also unserer lateinischen Ausgangsschrift neben den arabischen als auch lateinischen Zahlen lesen. Denn meine Oma hatte sie mir beigebracht. Als ich eines Mittags, es war Mittwoch, denn Donnerstag und Freitag war Brückentag, nachdem ich aus der Schule kam, wo mich mein Vater abholte und mich zu ihr brachte um bei zu übernachten hatte sie gesagt: "Schau mal ich habe dir einen Brief geschrieben!" - sagte ich "Hä? - Oma ich kann doch schon lesen!" -, weil ich wusste das ich ihn vorlesen solle! Die so "Lies vor" und als ich zögerte "trotzdem lies vor". Nachdem ich den Briefumschlag geöffnet hatte und den Brief auseinander gefaltet hatte, wunderte ich mich über die Schrift, aber nicht weil sie un-säuberlich geschrieben war, nein Oma hatte immer fein-säuberlich geschrieben, aber es war eine andere Schrift, es war Sifferlingsschrift. Ich versuchte mich dennoch am Lesen, aber ich hatte nur die Hälfte entziffert. Oma war dennoch zufrieden und erklärte mir das sie früher so geschrieben hatten, was auch so in dem Text stand, denn sie mir danach natürlich vorgelesen hatte. Und anschließend sowie in den folgenden Tagen, als ich bei ihr war, auf meinen Wunsch beigebracht hatte.

Heute weiß ich das Oma mir sie beibrachte, weil sie merkte, dass ich Talent hatte, was sie fördern wollte, nicht nur deshalb, sondern dass sie mir (und später auch meinem Cousin Lukas) zeigen wollte, das es noch eine andere deutsche Schrift gibt, die sie früher in der Schule gelernt hatte, bevor sie unsere Schrift lernte. Allerdings ist es die sogenannte Offenbacher-Schrift, die ab 1935 verwendet worden ist, die etwas dicker, in herben und kräftigen Formen statt der weichen, glatten Schrift ist. Im Grunde genommen ruht diese auf den Alt-Deutschen dickeren Schriften, die meisten Druckerzeugnisse und Straßenschilder, die am längsten den Witterungen standhalten, sind auch in dickerer Schrift, meist der Offenbacher Schrift geschrieben. Denn die ist neben der lateinischen Ausgangsschrift, die wir kennen, die Schrift der deutschen Sprache, von unseren Wurzeln, unserer Herkunft, großmütterlicherseits. Denn Großväterlicherseits sind es ja die Sorben, aber das ist eine andere Geschichte, die ihr in meinen Praktikumsberichten und dem daraus entstandenen Buch "Selin'Spreewald Abenteuer" nachlesen könnt.

Erst einige Jahre später habe ich mein Sprachtalent entdeckt, auch wenn wir in der Grundschule mal den Unterschied zwischen den Schriften erklärt bekommen hatten, entdeckte ich mein Talent erst beim Vokabeln lernen, in Oppenheim und in Lerchenberg, vorher war alles eher spielerischer, wobei französisch zumindest in der 6.Klasse, wo wir es neu lernten auch. Wobei mir auch die "Wörter der Woche", kurz WdW für Diktate in der Grundschule leicht gefallen sind. Mit Sifferling haben wir jedoch erst im Rahmen der klassischen Literatur begonnen damit zu arbeiten, da aber keiner meiner Mitschüler der Sifferlingsschrift mächtig war, haben sich alle, die Übersetzungen geholt, da sie die Originalversion nicht lesen konnten, alle außer ich. Selbst der Lehrer Herr Schmidt musste sich eine Übersetzung nehmen, er fragte mich warum ich das denn ohne könnte. Ich ganz einfach "ich kann Lesen"! Er so Sifferling! Ich Ja! Allerdings ist es die Schrift, die auch als Offenbacher Schrift bekannt ist und ab 1935, Omas Schulbeginn, verwendet worden ist.

Denn ist einfacher von Sifferling in Lateinische Ausgangsschrift übersetzend zu lernen als umgekehrt, aber da ich zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung war, fiel es mir leicht die Schrift zu erlernen. Meine Oma konnte aber beide Schriftarten, sie beherrschte beide perfekt. Bei Lukas war es genauso in der Schule, auch wenn er deutlich länger gebraucht hat, bis er sie konnte, denn sie konnte bei ihn kein Talent, aber Willen feststellen. Den sie belohnte, indem sie mit ihm weiter übte auch wenn es aussichtslos schien, denn Lukas hatte auch beim normalen Lesen Probleme, da sich seine Mutter diesbezüglich lange nicht kümmerte und ein Junge und Bücherlesen, zumindest die meisten, die wie er lieber Fußball spielen oder zocken, oh Gott, aber der Bücherwurm gab sich Mühe. Aber als wir es beide in der Schule hatten, war Oma leider schon Jahre tot.

Ich hatte das Buch vor einem knappen Jahr beim ausräumen der letzten Kisten aus dem Nachlass von Mamas Familie gefunden. Ich meine mich zu erinnern, dass das Buch in Omas Schrankseite war, anders als die anderen Bücher, die zu 99,1 % meiner Tante gehörten, der Bücherfresserin, denn sie als Bücherwurm hat wirklich Bücher gefressen und täglich 3-4 Bücher gleichzeitig neben Zeitung und Co gelesen. Aber ich meine das dieses Buch meiner Oma gehörte, was sowohl von der Schrift als vom Alter her passte, ich liebe dich Oma. Aber auch hatte Oma klassische Literatur und vor allem Gedichte und Erzählungen geliebt, sie mochte zwar Action & Co, hatte aber das meiste der Phantasy-Romane und Serien gehasst, da sie nicht der Wahrheit entsprachen. Schwachsinn nannte sie das, unsere Tante war eher auf Lukas Seite und mochte Phantasy-Zeug, allerdings auch Geschichten die um Reisen handelten, aber noch lieber erfand sie aus dem Stegreif welche selbst, zum Leidwesen meiner Oma und mir. Sie war aber dennoch sehr kreativ wie ich, weshalb ich sie dennoch sehr geliebt hatte bezüglich Backen und Co. Jedoch ging das öfter mal in eine andere Richtung, denn sie war sehr akkurat, nicht so künstlerisch kreativ wie ich was man abstrakte Kunst nennt, ich war freier, doch bei Literatur eher klassisch oder relativ der Wirklichkeit entsprechend belesen.

Mittlerweile nachdem auslüften des Buches vom noch vorhanden gewesenen Zigarettenrauch ist es mir wieder in die Hände gefallen.

Nun drei Wochen später hatte ich endlich Zeit es zu lesen. Und muss sagen es ist wunderbar das Buch. Klassische Literatur, der Zeit entsprechend, aber dennoch um Welten vor raus, bereits damals beschrieb man Dinge, die ich dachte, dass man sie um die Zeit um 1800 nicht kannte. Es war die Zeit nach Martin Luther und des Buchdrucks, das neue Zeitalter in der die Menschen sich bildeten, sowie die meisten unter ihnen, auch Mädchen, Frauen und vor allem Kinder armer Familien lesen lernten.  Ein Stück Zeitgeschichte in einem Buch, unbedingt lesen, sofern verfügbar!

Disclaimler: Dies ist meine Resonanz zum Buch Marie von Ebner-Eschenbach Erzählungen. Dieses Buch ist Teil einer Auswahlreihe des VdB (o. J.) und wird nur an Mitglieder abgegeben, der Druck erfolgte in Korpus Mainzer Fraktur durch die Buchdruckerei Herrosé & Ziemsen GmbH, Wittenberg (Bez. Halle)

1 Kommentar:

  1. Marie Ebner-Eschenbach gehört zur Deutsch-Deutschen Geschichte (Nazi-Zeit), der schwarzen Zeit der Deutschen unter Adolf Hitler, ihre Erzählungen sind auch sogar verfilmt worden ;)

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