In Hötensleben (Landkreis Börde) in Sachsen-Anhalt ist Ruths Zuckerkuchen eine wahre Spezialität bei ihrer Familie und wird immer gerne gegessen. Die Rentnerin verlässt erstmals ihre Heimat, auch ihren Bruder der bereits zu DDR Zeiten während einer eisigen Nacht in den Westen geflüchtet ist und nach Kanada ausgewandert ist möchte sie wieder sehen. Denn nur einmal kurz nach der Wende kam er aus Winnipig mit seiner Familie zu Besuch, dieser öffnet ihr aber nicht die Tür. Aber von ihren Verwandten und ihrer ehemaligen Schwägerin Marry, die auch heute keinen Kontakt zu ihrem Ex-Mann mehr hat, besten Absichten, herzlich empfangen! Marys Sohn Jeff, der als einziges mit Werner noch ab und zu Kontakt hält und auch das Treffen organisiert hat, sodass Werner eigentlich zuhause gewesen sein muss, versucht seinen Vater zu erklären "Er hat mit der Flucht abgeschlossen, er ist ausgewandert um frei zu sein, kein Familienmensch, er ist ein freier Vogel, wahrscheinlich hat er auch nie damit gerechnet das Ruth den weiten Weg nach Kanada auf sich nimmt und ihn sehen will." Doch Ruth lernt dennoch das kennen, was er eingetauscht hat unglaubliche Weiten, Natur und die Freiheit vom Reisen. Aber Marry, Jeff und dessen Kinder lernen nun auch bewusst das kennen was Werner zurückgelassen hat und sich nun auch in Kanada entgehen lässt - Ruths Zuckerkuchen. Denn sie hatte Steven gebeten, die Zutaten zu besorgen.
Zutaten:
- 1,5 Päckchen Trockenhefe
- (knapp) 250ml Milch
- 400g Mehl
- 225 g Zucker
- 250g Butter
- 1 Päckchen Vanillezucker
-„Eine Portion Ruhe und Zeit, viel Liebe und Fingerspitzengefühl“
Zubereitung:
Zuerst 1,5 Päckchen Trockenhefe mit knapp 250ml Milch in einer Schüssel verrühren. Dann in einer weiteren Schüssel 400g Mehl mit 100g Zucker vermengen. Die Mehl-Zucker-Mischung nun langsam, mit einem Kochlöffel, die Hefe-MilchMischung einrühren. Anschließend 125g leicht geschmolzene Butter dazugeben und mit einer Rührmaschine ca. 10 Minuten kräftig rühren. Erst aufhören, wenn sich der Teig langsam von der Schüssel abhebt bzw. einen Kloß bildet. Jetzt die Schüssel mit einem Tuch abdecken und den Teig, an einem warmen Ort, 30 Minuten gehen lassen. Das Tuch hält die warme Luft in der Schüssel und verhindert, dass kalte Luft einströmt und der Teig dadurch langsamer aufgeht. Wenn man ein feuchtes Tuch verwendet, erleichtert man der Hefe die Arbeit sogar. Anschließend den Teig kräftig durchkneten. Da dieser sehr klebrig ist, sollte man genug Mehl an den Händen haben. Ein Backblech mit Backpapier auslegen, den Teig darauf ausrollen und die restliche Butter (ca. 125g) in kleinen Flöckchen gleichmäßig auf dem Teig verteilen.125g Zucker und eine Tüte Vanillezucker drüberstreuen und den Teig erneut 30 Minuten gehen lassen. Den Kuchen bei 180°C Umluft für 20 Minuten backen, auch in Kanada kein Problem, da Marry nur deutsche Küchengeräte hat.
Der Sender blickt mit Ruth zurück, während die Familie den Zuckerkuchen verspeist, zeigt Steven auf dem Laptop folgende Aufnahmen.
Kaum Kontakt zum Bruder: "Ich lebe mein Leben, er lebt seins". Die Seniorin, die insgesamt drei Brüder hat und ihr ganzes Leben schon in Hötensleben in Sachsen-Anhalt wohnt, ist beim Gedanken an ihre Familiengeschichte immer noch ganz aufgewühlt. Bewegt erzählt sie davon, wie der damals 18-jährige Werner eines Nachts verschwand und es schaffte, an den DDR-Sperranlagen, die den Ort umgaben, vorbeizukommen: "Der hätte auch erschossen werden können!" Werner floh in den Westen und wanderte nach Kanada aus - 6.000 Kilometer von seiner Familie entfernt. "Das war für uns alle ein Schock", so Ruth. Ihr Bruder gründete in seiner neuen Heimat eine eigene Familie, Besuche in seinem einstigen Zuhause waren zur Zeit der DDR nicht möglich. Erst in den 90ern kam es zu einem kurzen Treffen in Deutschland, doch der Kontakt wurde immer weniger. Als Ruth dann später eine Reise nach Kanada geplant hatte, scheiterte der Trip aufgrund einer Erkrankung ihres mittlerweile verstorbenen Mannes Albert. Allein zu verreisen, das hatte sie sich danach nicht mehr getraut. Weshalb da die Sendung mit 80 um die Welt genau recht kam. In Toronto wird die Truppe getrennt. Fünf fahren mit einer Reiseleiterin in Richtung Ontario, um die Natur zu erkunden, im Bus wird schon heftig geflirtet ("Ich würde mit dir unter die Dusche gehen","je oller, je doller"). Ruth wird aber von Steven Gätjen vom Rest der Gruppe separiert. Für sie geht es nach Winnipeg. Die 81-Jährige weiß sofort, was das bedeutet. Dort lebt ihr ausgewanderter Bruder Werner mit seiner Familie. Wird Ruths Herzenswunsch erfüllt? Ruth, die ihr ganzes Leben in Hötensleben in Sachsen-Anhalt verbrachte, erzählt von ihrem Bruder, der im Alter von 18 Jahren "rüber gemacht" hat. Damals war sie 23 Jahre alt. Werner wanderte nach Kanada aus. Zu DDR-Zeiten war ein Treffen nie möglich. Vor 15 Jahren war ein Besuch geplant, doch ihr Mann erkrankte. Alleine fliegen traute sich die Witwe nicht. "Mein Herzenswunsch wäre, meinen Bruder in Kanada nochmal zu sehen und in die Arme zu nehmen", sagt Ruth mit Tränen in den Augen in den Szenen, die schon vor der Reise aufgezeichnet wurden. Steven Gätjen bringt Ruth nun erst mit Werners Exfrau Mary und ihrem Neffen Jeff zusammen. Doch Werner, der sich in den letzten Jahren immer seltener meldete, bleibt verschlossen. Obwohl er weiß, dass seine Schwester ihn sehen will, meldet er sich nicht. Steven Gätjen setzt Ruth vor Werners Haus ab, die Kamera bleibt in diskreter Distanz auf einem nahegelegenen Supermarkt-Parkplatz. Doch Werner öffnet nicht. Ruth ist geschockt. "Ich kann nicht mal mehr weinen", sagt sie, als Steven sie trösten will. Das Happy End bleibt aus. Wie Ruth bereits sagte "Ich lebe mein Leben, er lebt seins". Sein Sohn sagt, dass er damals nur zurück kam um mitzuteilen, dass er am Leben ist". Aber er ist dankbar, dass er seine Tante hat und zeigt sich im Deutschland-Trikot - Weltmeister 2014! Für ihn ist es wichtig, die deutsche Kultur kennen zu lernen und auch an seine Kinder weiterzugeben, denn auch sie sind Deutsche und sollen wissen, dass sie mit Ruth noch eine Großtante haben. Jeffs Mutter Mary war es auch die ihren Kindern Deutsch beibrachte und den Kontakt zu Ruth hielt, auch wenn Werner das nicht nötig sah und nicht schätzt was er hat. Denn Mary selbst hat keine Familie mehr, die als Einzelkind mit ihren Eltern, welche mittlerweile verstorben sind, aufgrund des Vietnamkrieges nach Kanada floh. Damit umzugehen, dass alles was sie besaßen in Asien weg ist und ihre Verwandten beim Krieg ums Leben kamen, ist für Mary immer noch schwer und auch das Leben als alleinstehende Frau in Kanada ist in den eisigen Wintern kaum erträglich. Sie überlegt tatsächlich zu Ruth zuziehen. Denn sie liebt Deutschland.
Das Kamera-Team verabschiedet sich und Steven lässt Ruth bei Marry zurück bevor die Reise am nächsten Tag weiter geht.
Disclaimler: Das Rezept von Ruths Zuckerkuchen hat eine ganz besondere Geschichte, denn es bedeutet für Ruth Familie und die Geschichte ist ganz besonders, lest selbst!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen