Dienstag, 5. Dezember 2017

Der Spreewald, Raddusch und die Sorben / Selin's Heimatexkusion / auf den Spuren ihrer Wurzeln

Hallo ich möchte euch über den Spreewald berichten. Denn der Spreewald ist einer der unglaublichsten Naturlandschaften Deutschlands.
Ich habe im Zeitraum vom 05.06.-30.07.17 mein acht-wöchiges Gastronomie-Pflichtpraktikum im Spreewald absolviert. Dieser liegt etwa 80 Kilometer südlich von Berlin sowie etwa 120 Kilometer nördlich von Dresden und Leipzig entfernt und ist berühmt für seine weltweit einmalige Lagunenlandschaft mit unzähligen Wasserläufen.

Diese natürlichen und künstlichen Wasserläufe der Spree werden Fließe genannt, sie ermöglichen eine weltweit einzigartige Flora und Pfauna, weshalb diese als Biosphärenreservat Spreewald gesetzlich geschützt werden und als Weltkulturerbe der UNESCO, wie alle Biosphärenreservate der Erde, gelistet ist. In Deutschland gibt es derzeit 15 Biosphärenreservate. Eines davon ist das im Jahr 1991 von der UNESCO offiziell anerkannte Biosphärenreservat Spreewald. Der Begriff bezeichnet Kulturlandschaften, die aufgrund ihrer einzigartigen Flora und Fauna besonders schützenswert sind und einen Beitrag zur Erhaltung der Ökosysteme und genetischen Vielfalt leisten.

Die 475 Quadratkilometer Biosphärenreservat Spreewald sollen durch den Schutz eine in Mitteleuropa einmalige Landschaft mit ihrem 1575 Kilometer langen Netz, den typischen Feuchtwiesen, kleinen Äckern und naturnahen Niederungswäldern (zu) bewahren. Es wurde zwei Tage vor der Deutschen Einheit am 1. Oktober 1990 im Rahmen des Nationalparkprogramms der DDR ausgewiesen.
Zu den Besonderheiten der Region gehört, das oben bereits erwähnte, 1.500 Kilometer lange, feingliedrige Netz aus Fließen. Die für den Spreewald typischen Flussarme entstanden während der letzten Eiszeit und bieten rund 5000 Tier- und Pflanzenarten einen geschützten Lebensraum – darunter auch seltene Exemplare wie die Rotbauchunke, der Seeadler, die Grüne Mosaikjungfer und der Fischotter. Aber auch der alte Erlenbestand sowie die ausgedehnten Feuchtwiesen und Moore sind Heimat vieler seltener Pflanzenarten wie Sonnentau, Sumpfporst, Moosbeere und Wollgras.

Desweiteren ist die Region für ihre Gurken bekannt. Exotische Genüsse wie Gurkenschokolade (Schokolade mit echten Gurkenstücken) oder das Radduscher Gurkengulasch sind für mich die leckersten Spezialitäten die man probiert haben muss! Genauso vorzüglich ist auch der Fisch mit Petersilienkartoffeln und einer Spreewaldsoße (einer Fischsoße die der französischen Bechamelsauce ähnelt, aber regionalen älteren Ursprungs sein soll und auch die Lieblingssoße des berühmten Schriftstellers Theodor Fontane ist) oder der leckere Spreewaldersahnequark für heiße Sommertage mit Leinöl, was meiner Meinung nach leicht nussig schmeckt. Aber auch typisch ostdeutsche Gerichte (der ehemaligen DDR) wie Soljanka, die auch Russensuppe genannt wird, oder Grützwurst (Blutwurst mit Weizen) dürfen auf keiner Geschmacksexkusion durch den Spreewald fehlen! Für mich war daher der Spreewald auch kulinarisch ein besonderer Reiz ihn zu entdecken.

Mein Praktikumsort hier im Spreewald, waren nämlich die Spreewaldhotel's Raddusch in Raddusch, niedersorbisch Raduš im Biosphärenreservat Spreewald (sorbisch: Blota) mit vielen Stechmücken. Weshalb ich froh war, genügend Autan und Zugang zu Zitrusfrüchten hatte, mit denen ich Abends meinen Körper einreiben konnte. Damit ich nach Feierabend noch Ausflüge in die Natur oder eine Radtour machen konnte.
Das gemütliche und dennoch typische Spreewald-Dorf Raddusch, mit einer malerisch schönen Natur wie aus dem Bilderbuch, gehört zur Stadt Vetschau (Fett-schauu ausgesprochen) und wird von einem Ortsbeirat geführt.

In der 1980 Hektar großen Ortschaft, wovon 1235 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche sind, leben etwa 700 Einwohner ganzjährig.

Desweiteren gibt verschiedene Gewerbetreibende, vorrangig im touristischen Bereich und ein Gewerbegebiet. Dort ist auch der Sitz des Touristmusverbandes Spreewald, einer Gemüseproduktionsfirma, einem Gemüsemarkt und anderen Einrichtungen. Touristische Anziehungspunkte sind hier neben der Radduscher Buschmühle, die Slawenburg Raddusch aus dem 9. und 10. Jahrhundert sowie der Kahnfährhafen in Raddusch, wo man die berühmten Kahnfahrten machen kann.

Aber auch tolle Radwege, wie beispielsweise der Gurkenradweg, und faszinierende Wanderwege, wie beispielsweise der "Schwarze Berg", starten von hier durch den wunderschönen Spreewald, die den Aufenthalt im Spreewald fantastisch machen. Da diese im Einklang mit der hauptsächlich, noch durch den Meschen, unberührten Natur für Ruhe und Erholung sorgen.

Da das Dorf als Teil der Stadt Vetschau/Spreewald im Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg liegt, das flächenmäßig zu 50% aus Seen besteht, gibt es auch um Raddusch zwei Seen, der Bischdorfersee und der Kahnsdorfersee! Letzterer befindet sich noch in Flutung, denn wie die meisten Seen in Brandenburg sind diese durch Bergbaufolgelandschaft entstanden. Da diese nach Beendigung des Bergbaues der Natur, in Form Seen durch Flutung der Gruben zurück gegeben wurden. Benannt sind diese beiden Seen nach den ehemaligen Dörfen Bischdorf und Kahnsdorf, die sich bis zur Rodung im Zuge des Bergbaues, auf der Gemarkung südlich rund um Raddusch, in der Nähe der Slawenburg befanden.

Bemerkenswert ist auch das ein kleines Dorf wie Raddusch bis Nachts um drei Uhr direkte Zuganbindung nach Berlin und Cottbus hat. Hingegen eine etwas größere Kleinstadt wie Calau, die 13 km von Raddusch entfernt ist, ist Zweitsitz des Landkreises Oberspreewald-Lausitz ist und zwar auch eine direkte Anbindung nach Leipzig hat, allerdings fährt jedoch ab 22 Uhr nichts mehr.

Raddusch liegt im amtlichen Siedlungsgebiet der Sorben, genauer gesagt von den Wenden, da diese niedersorbisch sprechen, evangelisch sind. Weshalb ich die Wendisch-Deutsche Doppelkirche Vetschau (englisch: Wendish-German double church of Vetschau; niedersorbisch: Serbsko-nimska dwójna cerkwja we Wětošowje) im Stadtzentrum von Vetschau/Spreewald (Wětošow/Błota), 7km (je nach Strecke auch 10km) vom Dorf Raddusch entfernt, bei einer Radtour, besucht habe um mehr darüber zu erfahren!

Sorbische Sorben sind katholisch und die Ursprungskultur der Sorben, die aus Sachsen stammen (die Sorben wurden also in Sachsen gegründet) und heute noch leben und obersorbisch sprechen, das sich deutlich vom niedersorbisch (wendisch) unterscheidet. Da niedersorbisch beziehungsweise wendisch als Dialekt durch die nördlich, in Brandenburg, genauer gesagt Südbrandeburg, lebende Bevölkerung hervorgerufen wurde. Bekannte Städte des Ursprungs sind alle die sich östlich von Dresden (der sächsischen Hauptstadt) befinden, beispielsweise Bautzen, Görlitz oder Niesky.

Da die Sorben katholisch sind und obersorbisch sprechen und in Sachsen beheimatet sind, ist Sorbisch deshalb die richtige Bezeichnung für die dort lebende Bevölkerung. In Brandenburg sind sie evangelisch, daher ist wendisch die richtige Bezeichnung, denn die Brandenburger Sorben sind nicht katholisch!!!

So kommt es das der Gottesdienst wendisch-evangelisch in Brandenburg oder sorbisch-katholisch in Sachsen mit Naturelementen bereichert wurde, der sich an den Jahreszeiten orientiert, beispielsweise an Kirchweihe, dem christlichem Fest im Juni, wurden tatsächlich die essbaren Kirschen in der Kirche geweiht, also gesegnet. Denn die Sorben sind eine sehr landwirtschaftlich geprägte Kultur, noch heute ist die Gegend von Landwirtschaft geprägt. Nach dem ersten Weltkrieg spaltete sich im Nordosten Sachsens, das Sudetenland ab. Was sich nun auf der Fläche zwischen Brandenburg und Sachsen (also Deutschland) und des heutigen Polens und Tschechiens befindet. Da Deutschland aber 1945 den Krieg verloren hatte wurde das Gebiet unter den Besatzern aufgeteilt und es wurden neue Grenzen geschaffen. Das schlimme jedoch aber, deutschsprachige Leute, also Leute nur weil sie Deutsch sprachen (wie auch unter anderem in Rumänien und Russland) wurden verfolgt, dass sie in den Süden, Südwesten und Westen von Deutschland fliehen mussten, teilweise auch über Österreich/Ungarn. Wie unter anderem mein Opa, der als 14 jähriger (Mitten in der Pubertät) seine Heimat verlassen musste und bis zu seinem Tod 1988 sehr darunter litt. Mehr als zu früh ist er gestorben. Die politische Wende 1989/ 1990 hat er so leider nicht mehr erlebt. Weshalb die Gegend, wo ich mein Praktikum absolvierte, auch für mich eine Suche nach Antworten war, da die Familie zerrissen ist. Für mich ist es ein Seegen in einer Zeit geboren zu sein, wo es die Grenzen nicht mehr gibt, die es meinem Opa unmöglich gemacht haben seine Heimat wieder zu sehen.

Bedeutet es ist gut möglich das in der Gegend noch einige Verwandte von mir leben, die ich und meine Mutter nicht kennen. Aber ich weiß das meine Mutter und ich nicht nur in Rheinhessen zu Hause sind, sondern auch hier. Ich bin dankbar durch diesen Praktikumsort mehr über meine sudetisch-sorbisch-katholischen-Wurzeln meines Großvaters mütterlicher Seits erfahren zu haben!!! Denn die östlichen Bundesländer sind (anhand der Feiertage sichtbar) eher evangelisch, weshalb zu DDR Zeiten die Leute evangelisch wurden, da dieser Glauben aufgrund des in Sachsen-Anhalts geborenen und gestorbenen Gründers Martin Luthers besser in der DDR vertretbar war,  und nur in Polen, Tschechien oder wenn sie in den Süden, Südwesten und Westen von Deutschland geflohen waren durften sie katholisch bleiben, wenn sie mit der Familie nicht in Schwierigkeiten geraten wollten.

Jedoch werden heute kaum noch sorbische, sudetische und wendische Traditionen gepflegt, weshalb die Kultur am aussterben ist und viele Einheimische nun bemüht sind das Kulturgut zu erhalten. So gibt es in vielen Gemeinden beispielsweise nur noch einmal im Jahr einen Gottesdienst, sofern die Kirchen nicht, wegen Abwanderung der Bevölkerung in die alten Bundesländer, wie beispielsweise die Kirche in Raddusch, geschlossen wurden.

Ich hoffe sehr, dass ich Euch mit diesen Blogbeitrag den "Spreewald, Raddusch und die Sorben" näher gebracht habe und etwas gegen die Vergessenheit der Kultur unternehmen konnte, aber auch mit "Selin's Heimatexkusion - auf den Spuren ihrer Wurzeln" auf eine Reise mitnehmen konnte, die wie viele meiner letzten Reisen, für mich eine Herzensangelegenheit war.

Kisses - Eure Selin

Ab sofort findet Ihr auf meinem Zweitblog unter Charity einen Spendenaufruf, der den Erhalt des Kulturguts sichern soll. Ich bitte Euch, auch wenn ich sonst nie darum bitte zu spenden, euch den Spendenaufruf sorgfältig durchzulesen und zu spenden. Denn wir müssen eingreifen bevor es zu spät ist.

Außerdem könnt ihr euch über mein Praktikum und über mein geplantes Buch "Selin's Spreewaldabenteuer", was zugunsten von Charityprojekten in der Region Spreewald veröffentlicht wird, informieren.

xoxox Spreewaldlove

Wenn ihr mehr Bilder und Kurzvideos über die Zeit im Spreewald, während ich mein achtwöchiges Pflichtpraktikum erfolgreich absolviert habe, sehen möchtet, besucht mich auf Instagram: barbiegirl_selinasansu!

Ich freue mich über jeden einzelnen Besuch, wie auch auf Facebook: selinasansuofficial und Youtube: Selin Asansu!

Disclaimler: Der Spreewald, Raddusch und die Sorben / Selin's Heimatexkusion / auf den Spuren ihrer Wurzeln!!!

4 Kommentare:

  1. toller Artikel, man hat dir auch angesehen, dass es dir dort spaß gemacht hat ;)

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    1. Ja, das stimmt! Aber manche Leute haben mir das, also mein Glück nicht gegönnt und darüber schlecht geredet. Fanden dass heuchlerisch oder zu fantasievoll. Doch es entspricht der Wahrheit und es ist aus meiner Sicht authentisch und ich würde wenn ich es ändern könnte, es genauso wieder machen. Es war aus seiner Sicht und Weise perfekt. Denn Neidern kann man nicht gerecht werden, mann muss einfach akzeptieren dass es sie gibt, auch wenn ich öfter mal geweint habe und nach dem Grund gefragt habe, was habe ich ihnen getan, dass sie so zu mir sind. Doch es gibt keinen. Neid bedeutet jemanden was nicht zu gönnen, obwohl jeder Erwachsene die Chance hätte dies jeder Zeit zu ändern und sich einfach sofort in den Zug zu setzen und auch jeder aus der Klasse hätte sich dort auf ein Praktikum bewerben können. Denn Geld spielt dafür keine Rolle. Ich hatte auch keins was Nennenswert währe um im Privatjet oder Helikopter anzureisen, zumindest nicht aktuell und nicht zum Zeitpunkt des Praktikas.

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    2. ja, auf jeden fall eine gute Erfahrung die du dort gemacht hast ;) es stärkt dich ja auch ;)

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    3. Da hast Du recht, es hat mich stärker gemacht und mir Demut gezeigt!

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